Kanalservice Gruppe erweitert mit dem Start-up Laixo AG ihr Portfolio
Die Schweizer Kanalservice Gruppe hat das Start-up Laixo AG übernommen, das Kommunen mit einem cloudbasierten geografischen Informationssystem (GIS) bei der Verwaltung und Werterhaltung ihrer Infrastruktur unterstützt. Die Holdinggesellschaft mit operativen Unternehmen in der Schweiz und in Deutschland, die vor allem im Bereich der Kanaldienstleistungen tätig sind, hat damit im Jahr 2022 erstmals in ein Software- und Dienstleistungsunternehmen investiert. „Wir wollen unseren Kunden ein breites Angebot im Bereich der Digitalisierung zur Verfügung stellen, mit dem sie auch die Wartung und Instandhaltung ihrer Anlagen im Bereich der Abwasserinfrastruktur besser organisieren können“, sagt Christoph Wittwer, CFO der Kanalservice Gruppe.
Christoph Wittwer, CFO der Kanalservice Gruppe, Martin Mettler, CEO der Laixo AG und Petra Reinholz, CEO der Kanalservice Gruppe am Laixo Firmensitz in Zürich – Foto Andreas Mauritz
Die Produkte und Projektlösungen von Laixo werden bereits von mehr als 40 Gemeinden, Städten, Kantonen und Unternehmen in der Schweiz genutzt. Diese Lösungen dienen der Werterhaltung und dem reibungslosen Betrieb ihrer Infrastrukturen. Die Laixo AG mit Sitz in Zürich besteht derzeit aus 11 Mitarbeitenden. Diese sind Experten mit einer Grundausbildung im Bereich Geoinformationssysteme (GIS) und Geoinformatik. Sie verfügen durch gezielte und praxisorientierte Ausbildungen auch über ein Basiswissen im Bauwesen und der Kanaltechnik, was Ihnen ermöglicht, praxis- und kundenorientierte Lösungen zu entwickeln.
„Unser Fokus liegt auf dem digitalen Zwilling, also dem digitalen Abbild der kommunalen Infrastruktur“, sagt Martin Mettler, CEO der Laixo AG. Dieser digitale Zwilling stellt eine möglichst genaue digitale Darstellung der Infrastrukturen in verschiedenen Lebensphasen dar und bildet die Grundlage für das sogenannte „Laixoversum“. In diesem Kontext sind die von Laixo entwickelten Tools für den operativen Betrieb und die strategische Planung in allen Dimensionen integriert. „Wir konnten Martin Mettler und sein Team überzeugen, dass die Kanalservice Gruppe eine ideale neue Heimat für sie ist“, sagt Petra Reinholz, CEO der Kanalservice Gruppe. „Laixo ist eine Perle und wir hatten einfach das Glück, zum richtigen Zeitpunkt ins Gespräch zu kommen.“ Das Start-up ist bereits profitabel.
Laixo nutzt Microsoft Azure® als Plattform für ihre Anwendungen und Datenbanken. Alle Anwendungen und Daten der Benutzer sind zentral in einer Online-Plattform gespeichert. Die Entscheidung für das Cloud-Computing ist entscheidend für den Erfolg des „Laixoversums“, da nur so alle beteiligten Benutzergruppen stets auf die gleichen aktuellen Daten des digitalen Zwillings zugreifen können. In der Schweiz und in Deutschland gibt es grundsätzlich keine generellen Einschränkungen für Kommunen bei der Nutzung cloudbasierter Dienste, solange die Vorschriften des schweizerischen Datenschutzgesetzes (DSG) bzw. der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Deutschland eingehalten werden.
Laixo bietet seinen Kunden und Partnern Werkzeuge sowohl für den operativen Betrieb und die Wartung ihrer Infrastruktur (INVERS Operations) als auch für die strategische Planung (INVERS Management). Der digitale Zwilling kann verschiedene Elemente wie Kanalisation, Straßen, Grünanlagen und Kunstbauten wie Brücken oder Unterführungen abbilden. Laixo stellt damit ausgereifte Lösungen bereit, um die Daten für den digitalen Zwilling aus verschiedenen Quellen sicher zu erfassen und kontinuierlich zu pflegen.
Auf die Qualität der Daten kommt es an
„Wenn ein Kunde sich dafür entscheidet, mit uns den Weg der Digitalisierung zu gehen, dann steht am Anfang immer die Frage nach der Qualität der Daten“, sagt Martin Mettler, denn gute und aktuelle Basisdaten sind die Voraussetzung für alle weiteren Schritte. Die Daten werden aus verschiedenen Quellen genutzt, Dazu zählen Geoinformationssysteme, die kommunale Raumplanung und Leitungskataster. Auch kundenspezifische Daten werden mithilfe spezieller Tools in das System integriert. Entscheidend sind aktuelle Daten. „Wenn eine Kommune vor fünf Jahren das Straßennetz digital erfasst hat, können diese Daten bereits zu alt sein“, sagt Mettler.
Darstellung „Abwasser“ im „Laixoversum“. Grafik: Laixo AG
Darstellung „Straße“ im „Laixoversum“. Grafik: Laixo AG
Sind die Grundsatzfragen geklärt, und Infrastrukturdaten im System erfasst, profitieren die Beteiligten von den Vorteilen. Informationen werden jetzt an Ort und Stelle erfasst, wo sie entstehen. Dies ermöglicht fundierte Entscheidungen und spart Zeit und Geld. „Mit dem digitalen Zwilling wird außerdem Wissen gesichert, das bisher oft nur in den Köpfen von einzelnen Mitarbeitern steckt“, sagt Mettler.
Die Chauffeure dokumentieren ihre Arbeit auch offline
Die ganzheitliche Sicht auf die Daten bietet zahlreiche Vorteile. So ist zum Beispiel im Werkhof einer Gemeinde auf dem Monitor zu sehen, dass aktuell von z.B. 3.000 Schächten im Kanalnetz noch 300 gereinigt werden müssen. Die Disposition beim Kanal-Dienstleister weiß auf die Minute genau, wie weit der jeweilige Fahrer bei seiner Tour ist und ob das Tagessoll bereits erledigt ist. Mit der Zeit werden die Daten im digitalen Zwilling immer genauer. Grüne Punkte zeigen an, dass bei einem Schacht alles in Ordnung ist, rote Punkte bedeuten Handlungsbedarf. Für den Kanal-Dienstleister dient das System auch der Dokumentation und zur Qualitätssicherung seiner Arbeit. Das Unternehmen kann genau nachweisen, wann ein Auftrag ausgeführt wurde. „Wird vor Ort ein Datensatz bearbeitet, wird ein GPS-Punkt mit Zeitstempel im System abgesetzt“, so Mettler. Laixo bietet eine breite Palette von Tools, aus denen die Benutzer auswählen können, um ihre individuellen Anforderungen zu erfüllen.
In der Schweiz hat Laixo gute Erfahrungen damit gemacht, die Mitarbeiter des jeweiligen Werkhofes oder des Kanalservice-Unternehmen aktiv in die Datenerfassung und Datenpflege einzubinden. In regelmäßigen Anwendertreffen werden Erfahrungen ausgetauscht und Verbesserungsvorschläge aufgenommen. Viele Daten stehen bereits zur Verfügung, werden aber nicht systematisch verknüpft. Haltungsprotokolle, Schachtprotokolle, selbst Punktwolken können in das System von Laixo eingelesen werden. „Wenn zum Beispiel der Mitarbeiter des Kanalservice-Unternehmens einen Schaden an einem Schacht feststellt, genügt eine Handyaufnahme, um zu visualisieren, wo genau das Problem liegt. Das ist vor Ort eine Sache von wenigen Minuten. Mittlerweile gibt es sehr coole Möglichkeiten“, sagt Mettler. Der Bearbeiter in der Gemeinde sieht das Problem und kann Maßnahmen veranlassen. Ineffiziente Kommunikation entfällt. Alle Beteiligten arbeiten auf dem gleichen Datenbestand, jeder mit der für ihn relevanten Sicht und optimaler Applikation. Um den Austausch kümmert sich die Plattform. So können Mitarbeiter ihre Zeit auf die Auswertung der Daten fokussieren, anstatt diese zu suchen, zu korrigieren und anderen Zielgruppen bereitzustellen.
Bei der Entwicklung hat Laixo eng mit der Schweizer Kanalservice-Firma Mökah AG aus der Kanalservice Gruppe zusammengearbeitet, um modernste Kanaltechnik und Daten für den digitalen Zwilling bereitzustellen. „Die Firma Mökah konnte durch die Zusammenarbeit mit Laixo schon neue Kunden gewinnen“, sagt Petra Reinholz. Auch Industriefirmen können die Lösungen von Laixo für ihre Infrastrukturen nutzen.
Laixo hat bereits 15 verschiedene Produkte entwickelt, die den Kunden zur Verfügung stehen. Sie bieten Lösungen für Grünflächenmanagement, Abfallbewirtschaftung, Winterdienstplanung und vieles mehr. Dies erleichtert die Arbeit der Gemeindearbeiter erheblich. Auch individuelle Lösungen sind möglich: Für den Chef eines kommunalen Werkhofs wurde ein Tool entwickelt, um ihn von der bis dahin üblichen Zettelwirtschaft zu entlasten. Wenn seinen Gemeindearbeitern unterwegs ein neues Graffito oder eine defekte Straßenleuchte auffällt, wird heute schnell mit dem Tablet ein Foto geschossen und mit einer Notiz in das System hochgeladen. So ist automatisch eine Aufgabe angelegt und der Werkhofleiter hat deutlich mehr Zeit für andere wichtige Themen.
„Die Gemeinden bekommen ein Navigationssystem für ihre Infrastruktur“
Auf der Managementebene werden im „Laixoversum“ aus den Zustandsdaten Maßnahmen zur Reparatur und zur vorausschauenden Instandhaltung abgeleitet. Alle im Feld ausgeführten Arbeiten werden im System dokumentiert. Ebenso Informationen zur baulichen Veränderung. „In der Planung wird man so unabhängig von politischen Perioden, die vereinbarte Strategie kann durch die Dokumentation bereits erreichter Schritte immer auf Basis aktueller Daten überprüft und angepasst werden“, sagt Mettler. Damit steht den Kunden eine vollständige und den Normen entsprechende Anwendung zur Verfügung, mit der sie die Erhaltung ihrer Infrastruktur und die Budgetierung strategisch planen können. „Die Gemeinden bekommen so einen Fahrplan, ein Navigationssystem für ihre Infrastruktur“, beschreibt Petra Reinholz die Lösung von Laixo. „Was genau gemacht werden soll, muss die Gemeinde dann mit Hilfe ihrer Fachleute entscheiden. Im Prinzip liefern wir das Cockpit, fahren müssen die Anwender selbst.“
Laixo bietet seine Lösungen als „Software-as-a-Service“ an und legt Wert auf langfristige Kundenbeziehungen. Die Kunden bezahlen für die Nutzung von Modulen und laufenden Updates im Abonnement. Der Prozess beginnt mit einem Einführungsprojekt, bei dem die Kundendaten überprüft und die Anwendung konfiguriert wird. Anschließend werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kunden geschult. Der regelmäßige Austausch ist Teil des Services.
„In ein bis zwei Jahren wollen wir so weit sein, dass wir Lösungen für den deutschen Markt anbieten können“
„Auch in Deutschland stehen derzeit viele Städte und Gemeinden vor der Grundsatzentscheidung, ob sie auf die digitale Straße abbiegen wollen“, so Petra Reinholz. Die Kanalservice Gruppe arbeitet bereits an dem Markteintritt in Deutschland. Die Erfahrungen aus der Schweiz sind jedoch nicht direkt auf den deutschen Markt übertragbar. Ein erstes Pilotprojekt in Deutschland ist dennoch bereits in Planung. „In ein bis zwei Jahren wollen wir so weit sein, dass wir Lösungen für den deutschen Markt anbieten können“, sagt Petra Reinholz. „Wir sind diesbezüglich durchaus selbstbewusst“, sagt die Managerin. „Wir setzen einen hohen Standard. Da müssen andere erst einmal mithalten.“
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